FLÜSSIGES GOLD
Was wäre Rust ohne sein „flüssiges Gold“, den „Ruster Ausbruch“
An den sanften Hängen des Ruster Hügellandes direkt am Westufer des Neusiedler Sees wachsen seit jeher Weine von höchster Qualität. Der Wein aus dem kleinen Städtchen ist weithin bekannt und berühmt. Vor allem auch wegen einer Besonderheit. Das Mikroklima in den Ruster Weingärten ist ein ganz einzigartiges. Wenn im September die Temperaturunterschiede von Tag und Nacht größer werden, ziehen vom See sanfte Nebel in die Weingärten. Diese werden von der Sonne in den ersten Stunden des Tages wieder aufgelöst. Dieses Wechselspiel aus hoher Luftfeuchtigkeit und der Wärme der Sonne fördert die Entwicklung der Edelfäule, des Pilzes Botrytis cinerea. Der hier fast ständig sanft wehende Wind lässt die Beeren wie Rosinen schrumpfen. Das perfekte Zusammenspiel aller Faktoren ist auch für uns jedes Mal aufs Neue ein Natur-Wunder.
Nicht immer ist die ganze Traube, jede einzelne Beere, geschrumpft. Deswegen müssen die richtigen Beeren händisch herausgelesen, aus der ganzen Trauben herausgebrochen, werden. Und daher der Name „Ausbruch“.
Der Ruster Ausbruch ist ein Wein, der die Geschichte der Stadt Rust und ihrer Umgebung seit Jahrhunderten maßgebend beeinflusst hat. Die herausragende Qualität der Ruster Weine und des Ruster Ausbruch schrieben Geschichte:
1524 hat Rust von der Königin Maria von Ungarn das „R“ als Gütesiegel und Herkunftszeichen verliehen bekommen. Die Fässer, in welchen der Ruster Wein zu den Kunden transportiert wurde, durften mit dem „R“ markiert werden. Dies bedeutete, dass der Wein im damaligen Habsburgerreich von sämtlichen Wegzöllen befreit war.
Das für Rust noch bedeutendere Datum ist aber 1681. In diesem Jahr, knapp vor der zweiten Türkenbelagerung von Wien, erkauften sich die Ruster Bürger von Kaiser Leopold I. für 60.000 Gulden in Gold und 500 Eimer (rund 10.000 Liter!) Ruster Ausbruch das Recht einer „königlichen Freistadt“.
Dies bedeutete, dass Rust ab sofort direkt dem König von Ungarn untergeordnet war. Weiters wurden die Ruster Weinbauern Besitzer der Weingärten und mussten fortan dem Fürsten keine Steuern für die Benützung des Landes zahlen. Und noch ein Privileg wurde erkauft. Die Ruster durften ihre Religionszugehörigkeit frei wählen. Rust, damals (vor 1921) in Deutsch-West-Ungarn gelegen, war der Lutherischen Lehre sehr zugetan. Deshalb hat Rust auch 3 Kirchen.
Als königliche Freistadt ist Rust aber auch in der heutigen Zeit noch besonders: Rust ist, mit nur knapp 2.000 Einwohnern, der kleinste Verwaltungsbezirk Österreichs.
Der Ruster Ausbruch schreibt aber auch in jüngster Zeit Geschichte. Seit 2020 ist der Ruster Ausbruch DAC – Districtus Austriae Controllatus – ein besonders gebietstypischer Wein. Dadurch ist der Ruster Ausbruch auch nach modernem Recht das, was er schon immer war. Das flüssige Gold aus der Freistadt Rust.
Die edelfaulen Trauben für Ruster Ausbruch dürfen nur in den Weingärten der Freistadt geerntet werden. Der Wein muss zudem auch in einem Keller bzw. einer Betriebsstätte in der Stadt Rust selbst gekeltert, gereift und abgefüllt werden. Es sind ausschließlich weiße Rebsorten für die Produktion zugelassen.
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„Ruster Ausbruch ist höchster Genuss!“
Viele Konsumenten lehnen Süßwein, wenn Sie gefragt werden, erstmal dankend ab. Keine Ahnung, aber vielleicht denken Sie, dass es schmeckt wie Sirup; einfach nur süß und klebrig. Nach dem ersten Schluck sind (fast) alle aber überzeugt und eines Besseren belehrt. Süßwein schmeckt großartig, er ist ein fast himmlisches Trink-Vergnügen. Ja, auch süß, aber eben auch lebendig, von Säure balanciert, mineralisch und sehr vielschichtig!
Süßweine sind auch wunderbare Speisenbegleiter. Natürlich zu den Klassikern, sprich zur Gänseleber und zu Süßspeisen, aber nicht nur. Sehr reifer, würziger Käse und solche mit Schimmelkulturen sind mit Ruster Ausbruch kombiniert ein noch größerer Genuss. Wegen der Süße sind diese Weine aber hervorragende Begleiter von (sehr) würzigen bzw. scharfen Speisen. Ausprobieren lohnt sich!
Übrigens: Früher wurde Süßwein immer am Beginn eines Festmenüs getrunken! Weil die Süße den Appetit anregt. Und generell galt damals die Regel: kräftig beginnen und immer leichter werden!
Ein ganz wichtiger Tipp zum Schluss! Viele Fragen sich ja, „wann kann ich Süßwein trinken“ oder „ich trinke das ja nur ganz selten“ und deswegen wird fast nie eine Flasche geöffnet. ABER: offene Süßweine kann man im Kühlschrank über 4 Wochen hindurch trinken. Sie verlieren die Frucht und Frische nicht so rasch wie trockene Weine!
Der Pilz Botrytis cinerea ist ein ganz besonderes Naturereignis und Grundlage des weltweit anerkannten Rufes des „Ruster Ausbruch“.
Befällt die Botrytis unreife Trauben gibt es Grau- und Grünfäule. Es droht ein großer Ernteverlust. Wenn er allerdings reife, schon süße Trauben befällt, dann vollzieht sich in der Traube ein wahres Wunder.
Der Pilz durchdringt die Beerenhaut und macht diese durchlässig. Dadurch verdunstet bei Wind ein großer Teil des Wassers und die Beeren schrumpfen rosinenartig zusammen. Alle Inhaltsstoffe werden konzentriert. Und nur so ist es möglich das sogenannte „flüssige Gold“, den Ruster Ausbruch herzustellen.
Der hohe Zuckergehalt macht die Moste und Weine dickflüssiger und schwerer, sie bekommen die wunderbar goldene Farbe. Aber auch die Säure und die Aromen werden konzentriert. Die Weine bestechen daher durch ihre intensiven Fruchtaromen. Sie duften nach reifen und getrockneten Marillen, Dörrobst und exotischen Früchten. Weiters finden sich auch Aromen von Honig und vor allem bei Vergärung in neuen Holzfässern Noten von Bisquit und Vanille. Zuletzt ist es die Säure und die vom Boden stammende Mineralität, die diese Weine trotz aller Fülle und Kraft so wunderbar fein und balanciert schmecken lässt.